Warmfahren auf der 5 Flüsse Tour

Urlaub, Ferien, beste Wetterprognosen eine lange Winterradfahrpause waren Markus und Sohn Joel Gründe genug, sich mal wieder so richtig sportlich mit dem Bike zu betätigen.

Die 5 Flüsse Tour sollte es sein. Nachdem ich Joel erzählt hatte, dass ich die Tour früher schon mal mit Freunden in 6 Tagen gefahren bin, wollte er es in 3 Tagen schaffen.

Los ging es am späten Sonntagmorgen mit dem Rennrad und Gepäck über Kastel, Otzenhausen nach Birkenfeld. Dann folgten wir dem ersten heimischen Gewässer auf dem Naheradweg flussabwärts. Der Weg ist weitgehend bewaldet und sicher auch im Hochsommer angenehm zu befahren, dafür müssen aber der ein oder andere Höhenmeter überwunden werden. Bei Monzingen beginnt der Weinanbau und die Pfälzer Gastlichkeit lädt mit unzähligen Möglichkeiten zum Verweilen ein. Das konnten wir natürlich nicht ungenutzt lassen. Beeindruckt haben uns die riesigen Gradierwerke im Kurort Bad Kreuznach zur Sole Gewinnung, die den Ort zum größten zusammenhängenden Freiluft Inhalatorium Europas machen.  So kamen wir zeitlich in Bedrängnis, um noch rechtzeitig zum Abendessen in der Jugendherberge in Bingen zu sein. Gut aufgewärmt und mit merklichen Druckstellen am Hinterteil hatten wir die erste Etappe mit 137 km und 1100 hm absolviert.

Die Jugendherberge in Bingen – Bingerbrück ist für Nachahmer bestens zu empfehlen. Sie liegt am Berg, mit herrlichem Blick ins Rheinthal, den Mäuseturm und auf die „Rheinhessischen“ Weinberge.

Den zweiten Tag starteten wir mit sommerlich warmen Temperaturen um das Unesco Weltkulturerbe „Oberes Mittelrheintal“, das sich von Bingen bis Kolblenz erstreckt zu befahren. Die 67 km machen nur 5% der gesamten Rheinlänge aus, werden aber wegen dem engen Durchbruchstal durch das Rheinische Schiefergebirge, als der schönste Abschnitt bezeichnet. Und dann hatten wir noch besonderes Glück, wir konnten Japaner bei ihrer Lieblingsbeschäftigung in Deutschland beobachten – Fotografieren der Lorey.

Nach einem zünftigen Lunch in Koblenz und einer kurzen Stippvisite der neu eröffneten Bundesgartenschau am Deutschen Eck, nahmen wir den Moselradweg in Richtung Cochem.

Bis Edinger-Eller – kurz vor Cochem – lief es ausgezeichnet. So nutzten wir die Gelegenheit auf der schwimmenden Lounge im Yachthafen ein erfrischendes Getränkt zu tanken und die Blicke auf die Mosel und hohen Weinberge zu genießen.  Mit einer Höhe von 378 m  und einer Hangneigung von 65 – 75 % ist der hier gelegene Calmont die steilste Weinbergslage Europas.  Durch den Calmont führt für Wanderfreunde ein anspruchsvoller Klettersteig.

Übermotiviert nahmen wir nicht den Radweg nach Cochem, sondern den steilen aber sehenswerten Aufstieg durch das Flaumbachtal und die rasante Abfahrt runter an die Mosel.  Als wir um kurz vor 18 Uhr am Radweg angekommen ein Schild sahen, „Zell 25 km“ und das erst ca. die Hälfte des noch zurückzulegenden Weges nach Traben-Trabach war, wurde uns klar, dass wir die Moselwindungen des letzten Etappenabschnitts völlig unterschätzt hatten. Mit schon 120 km in den Beinen mussten wir die letzten 50 km mit einen Schnitt von mind. 30km/h packen, um noch in den Genuss des Abendessens  in der Jugendherberge (Dead Line 19:30 Uhr) zu kommen.

Ziemlich ausgebrannt und mit merklichen Druckstellen am Gesäß – um´s Web-tauglich auszudrücken – waren wir um 19:25 Uhr, mit Tageskilometerstand 171 km an der Rezeption, um uns Sekunden später über das noch reichlich gefüllte Buffet her zu machen.

Spruch des Tages unseres jüngsten Fahrers: „Ich kann mich nicht mehr setzen, nicht legen,… jetzt weis ich, wie man sich mit über 80 fühlen muss!“

Den dritten Tag starteten wir mit viel Respekt vor der längsten Etappe unserer Tour. Los ging`s weiter Mosel-aufwärts über Bernkastel-Kues, wo wir einen kurzen Sightseeing Stop in der historischen Altstadt einlegten.

Bei Wintrich, einem kleinen malerischem Weinort, war der Radweg kurzzeitig durch Gerätschaften einer Winzerfamilie, die einen Wingert neu anpflanzten, blockiert. Beim Passieren hat uns der redselige Weinbauer schnell mal in die Geheimnisse der  Moselwinzer eingeführt. Jetzt wissen wir, warum der Riesling auch in schlechteren Jahren an den Steilhängen gute Qualität liefert, das 95% der Abfüllmengen an der Mosel (für ALDI, LIDL und co) von Wein aus anderen Regionen stammt, …. nach gefühlten 5 Min – tatsächlich waren es 30Min.- wurde ich dezent darauf hingewiesen, dass wir langsam noch mal in die Pedale treten sollten.

Gestärkt, nach einer feudalen Mittagspause beim Chinesen in Schweich habe wir der Versuchung widerstanden, die Abkürzung über den Ruwer-Hochwald-Radweg zu nehmen und sind planmäßig über Trier nach Konz geradelt. Von da an gings am 4. Fluss der Tour Saar-aufwärts. Nur leider wurde die Zeit knapp, so dass wir keine Zwischenstopps an sehenswerten Plätzen wie z.B. Saarburg mehr einlegen konnten. Nur für einen Quickstop im Mettlacher Brauhaus hat es noch gereicht. Erkenntnis: Man muss auch beim Biken priorisieren können.

Die recht schweren Rucksäcke und die ungewohnt vielen Kilometer auf dem Rennrad, hinterließen ihre Spuren auf unseren Hinterteilen, so dass wir das letzte Etappendrittel bis Dillingen und dann an der Prims entlang bis Limbach gefühlt 50% im Stehen gefahren sind.

Bei Tageslicht um 20:30 Uhr,  203 km auf dem Tageskonto und mächtig hungrig waren wir wieder zu Hause. Mama Jutta hatte schon Joels telefonische Bestellung, Spagetti mit Scampis angerichtet, über die wir uns genüsslich hermachten, als Sandras Dienstags-Frauengruppe bei uns vorbeiradelte und die gesamte Damenschaft mit hungrigen Blicken versuchten, uns die Spaghetti vom Teller zu ziehen…

Bei dem sommerlichen Wetter war das „Warmfahren“ kein Problem und die 5 Flüsse Tour (Nahe, Rhein, Mosel, Saar, Prims; ca. 510 km und 2500 hm) hat uns noch mal gezeigt, welche herausragenden Fleckchen Erde um uns herum liegen. Wenn man sich 4 oder 5 Tage Zeit nimmt, könnte man die Warmfahrtour auch  gut in eine Genießer-Tour (mehrere Weinanbaugebiete und unterschiedliche Küchen) umwidmen.

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Markus Backes
Am Trausberg 2
66636 Tholey
Tel.: +49 6853 7893
eMail: mb.backes@t-online.de

2 Gedanken zu „Warmfahren auf der 5 Flüsse Tour

  1. Kompliment an Euch beide.
    Normaler Weise nehmen die Kilometer von Etappe zu Etappe ab, aber bei Euch ist das wohl umgekehrt.
    Also Hut ab vor dieser Leistung und ebenso für den tollen Bericht!
    Falls für die Web-tauglichen Hinterteile noch Bepanthen benötigt wird, ich hätte da noch eine Maxi-Tube! 😉

    Gruß
    Christoph

  2. Toller Bericht, Hut ab. Dass Jutta die Frauenpowergruppe im Stich läßt, um für euch zu kochen… denke, das ist noch wahre Liebe.
    Hoffentlich seid ihr nächste Woche nicht schon wieder unterwegs, wir vermissen deine Frau!

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