Geschafft – 24h-Saarlandumrundung

Es war ein heißer Ritt – und nicht nur wegen den Temperaturen von knapp 30 Grad.

Am Freitagabend sind wir – Christian, Joel, Lukas, Sebastian, Markus – gegen 18:15 aufgebrochen, nachdem wir noch mal unsere Ausrüstung zur Mitnahme am Mann und Taschen zur Weitergabe an unser Verpflegungsteam  kontrolliert und vervollständigt hatten. Es ging schon gut los – noch schnell Luft nachpumpen,  nachdem wir uns auf den wahrscheinlich für die Strecke und die gewählte Bereifung optimalen Luftdruck von 2,7- 3,0 bar verständigt hatten – Zischen, Bläschen aus einem Schlauchlosreifen. Die Undichtigkeit konnte schnell mit einem Gummipfropfen behoben werden. Das sollte aber bis auf die letzten 200m vor dem Ziel der einzige Schaden bleiben – mit letzter Luft (im Vorderreifen) hat sich unser Schlauchlosfahrer über die Zielschranke oberhalb der Wiesbach geschleppt.

Den ersten Streckenabschnitt Nonnweiler, Peterberg, Bostalsee hatten wir deutlich schneller als geplant absolviert, so dass wir unsere erste Verpflegungsstation dynamisch von Oberkirchen zum Gipfelplateau Höcher Berg verlegten. Per WHATSAPP Gruppe wurde das gesamte Betreuerteam laufend über Standorte und erwartete Etappen-Ankunftszeiten informiert, so dass Plananpassungen jederzeit möglich waren. Gegen 22:00 Uhr hat uns Manuel am Höcherbergturm ein feudales Dinner mit Bouletten, Kartoffelsalat, Energy Drinks, … bereitet. Nachdem wir uns startklar für die Nachtetappe gemacht, d.h. Navi mit Powerbank nachgeladen, Beleuchtung installiert, trockene, warme Klamotten angezogen hatten, ging´s gegen 11:00 Uhr bei Vollmond und angenehmen Temperaturen weiter.

Wir waren gespannt darauf zu erfahren, wie man eine Nacht auf dem Rad übersteht: Übermannende Müdigkeit, Sekundenschlaf, Übersehene Hindernisse, …?

Die Nachtetappe startete über eine flotte Abfahrt über Höchen nach Homburg, Blieskastel, Gersheim, Saargemünd, Saarbrücken, Völklingen. Vor eine schwere Probe hat uns das von weitem sichtbare, hell erleuchtete Riesenrad des Webenheimer Bauernfestes gestellt. Schnell waren wir uns einig – ein kleiner Abstecher mit einem Alkoholfreiem muss drin sein. Mit der Sperrstunde  wurden wir um 01:00 raus geworfen – so kamen wir auch nicht auf dumme Gedanken.

Klasse war, dass wir in der Nacht kaum Höhenmeter fahren müssten, somit relativ schnell Kilometer abspulten und bei Windschattenfahrt im belgischen Greisel sehr konzentriert sein mussten. Jede erkannte Gefahrenstelle wurde lautstark in der Gruppe kommuniziert – tolles Teaming.

Richtig geholfen hat uns der satte Sound aus der mobilen Lautsprecher Box im Trikot von Joel (Dank an Maurice für die Leihgabe). So haben wir die Nacht über mehrere Playlisten hoch und runter gehört. Vermutlich ist der ein oder andere nachtschlafende Bliesgauer mit offenem Fenster mit dem Gefühl aufgewacht, schlecht geträumt zu haben.

Vor Saarbrücken waren wir dann nicht wenig verwundert  – noch so ein paar verwirrte Gesellen wie wir – mit Beleuchtung, Trinkrucksäcken aber Laufschuhen nachts um 3 Uhr auf dem Radweg anzutreffen. Neugierig fragend hieß es, dass gerade der „1. Ultimativer Saar Ultra“ Marathon statt findet (111km von Saargemünd nach Konz).

Den Verpflegungsbedarf über Nacht hatten unterschätzt. So mussten wir gegen 4:30 Uhr noch vor der rettenden Frühstückspause spontan eine Tankstelle in Völklingen „überfallen“, um einer Dehydrierung bzw. Hungerast vorzubeugen.

Richtig Körner hat dann der ca. 40 km lange Streckenabschnitt über Großrosseln, St. Niklaus, Lauterbach nach Überherrn gekostet.

Was waren wir froh, als wir gegen 06:30 und 210 gefahrenen Kilometern Birgit, Hansi und den bereits reichlich gedeckten Frühstückstisch mit warmem Kaffee, leckeren Backwaren, selbst gemachter Marmelade, Käse, Wurst, Müsli, Obst, …. gesehen hatten. Eine anderthalb Stunde hatten wir uns in geselliger Runde Zeit für das üppige Frühstück gelassen. Trotz dem, dass wir bis hierhin deutlich schneller als geplant unterwegs waren sollte sich die lange Pause als zu luxuriös herausstellen.

Übermütig hatten wir die Mittagspause um 40 km von ursprünglich Nennig nach Mettlach geschoben. Der neue Plan war die bevorstehende 100km Etappe über den Saargau nach Perl, runter ins Moseltal nach Besch, Remich Nennig, rauf nach Weiten (Nähe Orscholz), Traben-Rodt, runter ins Saartal nach Mettlach in ca. 4:15 Stunden incl. Pausen zu meistern. Die nicht abreißen wollenden Auf- und Abstiege, die Hitze, das deutlich langsamere Tempo  und der damit langsam steigende Zeitdruck haben uns zeitweise zermürbt. Auch wurden erste Überanstrengungen deutlich. Wir konnten die Hinweisschilder am Radweg „x hm Steigung auf xy km Länge“ nicht mehr sehen. Um die Mittagszeit dann der gefühlte moralische Tiefpunkt der Tour. Energy Drinks, Cola, Bananen, Gels, Riegel und viel Wasser mussten herhalten, um die ersehnte Mittagspause bei Km 310 zu erreichen.

Ein Traum, vor uns erschienen 2 Blondinen auf einer Wiese unter einem großen Baum direkt am Brauhaus Mettlach, an einem fürstlich gedeckten Mittagstisch mit kaltem Weizen (blau) – nein, es war keine Fata Morgana. Jutta und Simone haben zum Lunch mit Hackbraten, Nudelsalat, Obst, Kaffee und Kuchen geladen. Schade nur, dass ein Mitfahrer unverhofft massive Krämpfe ertragen musste und leider kein Bissen des leckeren Essens herunter bekam. Noch bedauerlicher und da haben wir alle mit gelitten, an eine Fortsetzung der Tour so kurz vor dem Ziel war nicht mehr zu denken.

Nach dem gestillten Hunger und Durst übermannte die Müdigkeit manchen harten Biker Gesellen und es wurde kurzum mal ein Schäferstündchen in der Wiese oder im Anglersessel zelebriert.

Um das selbst gesteckte Ziel „in 24 Stunden rund ums Saarland“ nicht zu verschlafen, sind wir um 14:30 dann doch aufgebrochen. Gut aufgetankt und ausgeruht war es unsere gemeinsame Ansage „jetzt fahren wir die letzten 55 km gemütlich nach Hause“. Jeder im TUS kennt die Weisheit „heute fahren wir gemütlich“ ist grundsätzlich Biker Latein. Schon am ersten Anstieg ging die Hetzerei los – offenbar wollte jeder beweisen, was er noch nach 300 km drauf hat.  Die letzte Etappe führte uns über Hausbach, Losheim, Weierweiler, Weiskirchen, Wadern zur jetzt ersehnten (sonst eher unangenehmen) Wiesbach. Wir waren selbst überrascht, dass das Team gesamthaft in der Lage war, die recht anspruchsvolle Strecke mit geschätzten 500 – 600 hm noch mit einer  Durchschnittsgeschwindigkeit von knapp 22 Km/h zu fahren.

Total gefreut haben wir uns, dass Hansi und Birgit uns auf den letzten Kilometern entgegen kamen und uns ins Ziel begleitet haben. Schade war, dass wir die „Samstagmittag Tour“, die uns ebenfalls nach Hause begleiten wollten, in Losheim knapp verpasst hatten.

Grandios empfanden wir den gemeinsamen Einlauf über die Schranke Ausgangs der Wiesbach zu dem uns viele TUS Kameraden begeisternd empfingen. Unser Betreuerteam hatte zum Abschluss noch mal eins drauf gelegt und eine perfekte Grillparty organisiert.

Am Ende standen um 17:45 Uhr 365 km, 3250hm mit einer Duchschnittszeit von 21,9 km bei einer Gesamtfahrzeit incl. Pausen von 23h 30min auf dem Tacho – Geschafft

Mit reichlich Kaltgetränken und Schwenkfleisch wurden die kleinen Wehwehchen schnell unterdrückt – im Grunde machten sich lediglich unsere Hinterteile ernsthaft bemerkbar – und der warme Sommerabend gesellig, in vollen Zügen genossen.

Fazit:

  • Eine einmalige, unvergessliche Grenzerfahrung
  • Anstrengung und Musik hält wach
  • Jung und Alt fährt gut zusammen
  • Erfahrung ist ebenso wichtig wie Organisation
  • Glück gehört dazu – keine Stürze, Pannen, Top Wetter
  • Ein Betreuerteam das seinesgleichen sucht – vielen Dank an:
    Birgit, Jutta, Simone, Hansi, Manuel, Maurice

 

 

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